19. Jhdt. (ev. Luc)
„O laßt, o laßt die Kindlein
zu mir kommen!
Denn solchen wird das
Himmelreich gegeben.“
So sprach der Heiland; und die
zarten Leben
Hat sanft Er an Sein Vaterherz
genommen.
Auch dich, deß Lebensfunken
rasch verglommen,
Auch dich mocht’ an Sein
Vaterherz Er heben,
Um droben in der Englein
Schaar zu schweben
Und Gott zu preisen im Geleit der
Frommen.
Nun wandelst du auf
Paradiesespfaden,
Ein Sonntagskind, in heil’ger
Allmacht Sonnen; -
Zum ew’gen Sabbath hat Er dich
geladen:
Zu trinken aus des reinen
Lichtes Bronnen,
Zu schmecken Gottes
Herrlichkeit und Gnaden,
Zu wohnen ewiglich im Land der
Wonnen!
19. Jhdt.
Es kam der Gärtner, mich als
Reis zu pflücken;
Dann ward von zarten Händen
ich gewunden,
Mit seidnem Band umschlungen
und gebunden,
Als Brautkranz sollt’ der
Jungfrau Haupt ich schmücken.
Und gern ließ ich ins goldne
Haar mich drücken,
Bald war die weiße Stirne grün
umwunden. –
Und wie das Haupt den sanften
Druck empfunden,
Entstömt den Augen seliges
Entzücken...
Doch ach! wie ward der heilige
Schwur gebrochen, -
Der harte Mann hat schnöd’
sein Weib verstoßen, -
Sie starb im Elend in des
Wahnsinns Kreise.
Der grüne Kranz, er ward zum
hoffnungslosen,
Und welkte hin... So hat im
Traume leise
Zu mir ein falbes Myrthenreis
gesprochen.
19. Jhdt.
Ein viertel Säculum! – wie
viele Jahre
Daß man im fernen Süd, dem
Land der Wonnen
Wo du getrunken aus der
Schönheit Bronnen,
Bekränzt mit Immortellen deine
Bahre! –
Dein Angesicht, das ernste,
jugendklare,
Gewohnt empor zu schau’n zur
lichten Sonnen,
Wie bald ach, war’s von
Todesnacht umsponnen! –
Du schiedest hin, den
Lorberkranz im Haare.
Du warst ein Dichter und der
Besten einer.
Der Kunst zu dienen war dein
heilig Streben –
Und noch erreicht in manchem
Thun dich Keiner
Ein ehern Mal wird
unvergänglich leben:
Dein Geisteswerk, das du in
hoher, reiner
Gedankenanmuth deinem Volk
gegeben.